Bildverarbeitung

Eine Idee lernt fliegen

19.05.2015 -

Otonomy Aviation sorgt für schönere Aussichten und für höhere Sicherheit im Flugzeug. Fluggäste können sich nun detaillierte Landschaftsaufnahmen in HD anschauen, die eine Außenkamera aufnimmt und auf die Screens im Flugzeug und bald auch an mobile Endgeräte überträgt. Der Kamera-Spezialist mit Sitz im französischen Bordeaux besetzt nach eigenen Angaben eine echte Marktnische: Zwar gebe es Mitbewerber, diese seien allerdings nur im SD-Bereich vertreten. Mit seinem Kameramodul sei das französische Start-up Unternehmen der einzige Anbieter von HD-Videolösungen im Flugzeug. Bisher gehörten zur Zielgruppe nur Betreiber von Business-Jets, doch das soll sich im nächsten Ausbauschritt mit der Industrialisierung des Produkts ändern. Künftig könnten also auch die Reisenden auf Linienflügen in den Genuss der neuen Technologie kommen. „Alles wird mobil. Deshalb soll demnächst die Darstellung der Kamerabilder nicht nur über verdrahtete und kabellose Bildschirme im Flugzeug erfolgen, sondern auch über andere mobile Geräte wie das iPad", sagt Firmengründer Guillaume Daudon.


Widrige Außenbedingungen
Vor allem die Außenkamera und deren Einzelkomponenten stellten die Entwickler vor Herausforderungen. Das Kamerasystem muss auch extreme Temperaturen aushalten können. Extreme Temperaturschwankungen zwischen 50 Grad plus und 50 Grad minus verlangen dem Equipment eine entsprechende Robustheit ab. Mit Hilfe des Bildverarbeitungsspezialisten Framos wurden Bauteile ausgewählt, die den rauen Umweltbedingungen und den strengen Regularien Stand halten. Dazu zählen ein Spezialsensor mit 5 Megapixeln und die Sunex-Objektive DSL949 und DSL213, um HD-Qualität zu erzeugen. „Besonders wichtig war uns die Qualität der Linse und die Vielseitigkeit des Produkts", bemerkt Daudon. Mit beidem liegt das Unternehmen aus Bordeaux offenbar richtig: „Der Sensor besticht durch seine hohe Auflösung, HD-Fähigkeit und große Zuverlässigkeit. Mit Low-Light- und Low-Dark-Current Features ist er insbesondere für Anwendungen unter schwierigen Lichtverhältnissen ausgelegt und reduziert per automatischer Schwarz-Level-Kalibration das Bildrauschen," erklärt Emmanuel Maridor, Managing Director von Framos Frankreich. „Zudem soll in unserem Falle trotz widriger Außen- und Wetterbedingungen ein klares Bild geliefert werden, unabhängig von Regen, Nebel und Eis", ergänzt Daudon.


Compliance ist Trumpf
Aufgrund der Vielzahl an Regularien in der Luftfahrtindustrie ist das Konzept alles andere als einfach umsetzbar. Ein Beispiel sind die strengen EMV-Anforderungen an die Radiofrequenz-Nutzung im Flugzeug. Auch ist es nicht möglich vorgefertigte Kameras zu nutzen, denn selbst der Entwicklungsprozess muss im Luftfahrtbereich auf sehr spezifische Art dokumentiert werden. Gleiches gilt für die Dokumentation der Schnittstelle zwischen Kamera und Computer. Deshalb hat das französische Unternehmen, das nach EN9100 und den europäischen Standards EASA 21g und 145 zertifiziert ist, seine ganz eigene Kameralösung entwickelt, zu der auch ein PC gehört. Um die Freigabe zu erhalten, musste sich Otonomy hardwareseitig auch dem Standard DO-160 (Environmental Conditions and Test Procedures for Airborne Equipment) der RTCA (Radio Technical Commission for Aeronautics) stellen.
Für Guillaume Daudon stand deshalb bei der Entscheidung für Framos neben der hohen Qualität im Vordergrund, dass er einen verlässlichen Partner mit einfachen Bestellprozessen und einer hohen Produktverfügbarkeit an der Seite hat. Der Technik-Pionier schätzt die unkomplizierte Zusammenarbeit: „Es ist von Vorteil, dass wir Off-the-Shelf-Bauteile nutzen können, die nicht extra für uns entwickelt werden mussten. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die Kunden mit der erreichten Bildqualität sehr zufrieden sind und dass der Austausch zwischen Linse und Ethernet-Output-Signal exzellent funktioniert."
Doch Entertainment ist nicht alles, was das Kamerasystem kann. Zwar wird die Lösung schon genutzt, um am Boden beim Ein- und Aussteigen die Sicherheit zu erhöhen und visualisiert zu bekommen, wie das Fahrwerk ein- und ausgefahren wird. In Zukunft will Otonomy jedoch einen größeren Schwerpunkt auf das Thema Sicherheit legen. Das bringt neue Anforderungen mit sich - beispielsweise eine höhere Kameraauflösung und einen erweiterten Wellenlängenbereich für Nachtsicht. Zudem müssen dann die Aufnahmen gespeichert werden, um im Problemfall Aufschluss geben zu können.

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