Bildverarbeitung

Den globalen Vision-Markt im Blick

CEO Round Table zu Marktpotentialen in Europa, USA und Asien

13.02.2014 -

Im Rahmen eines am 4. Februar von der Vision gemeinsam mit dem VDMA Industrielle Bildverarbeitung in Frankfurt veranstalteten hochkarätigen CEO Round Tables wurde ein aktuelles Bild des globalen Bildverarbeitungsmarktes gezeichnet.

Die Vision ist die Weltleitmesse für Bildverarbeitung und versteht sich als Teil dieser Branche. Gemeinsam mit dem VDMA Industrielle Bildverarbeitung brachten die Veranstalter hochkarätige Geschäftsführer und Verbandsvertreter an einen Tisch zusammen, um im Vision-Jahr einen Ausblick auf die zu erwartende künftige Entwicklung dieser Branche zu geben.

Als kompetente Gesprächspartner gaben Dr. Dietmar Ley, Vorstandsvorsitzen von Basler, Dr. Heiko Frohn, Geschäftsführer Vitronic, sowie Dr. Olaf Munkelt, Vorsitzender VDMA Industrielle Bildverarbeitung und Geschäftsführer von MVTec Software, Antworten auf Fragen nach der unterschiedlichen Bedeutung der Bildverarbeitung auf den Weltmärkten Europa, USA und Asien. Darüber hinaus vermittelten Videobotschaften namhafter Branchenvertreter aus den drei Kontinenten Einblicke in die dortige Marktsituation und lieferten Einschätzungen zur weiteren Entwicklung dieser Schlüsseltechnologie in deren jeweiligen Ländern.

Europa

Zunächst betonte Olaf Munkelt, dass neben der zu beobachtenden leichten Abflachung der Wachstumskurve für den Bildverarbeitungsmarkt in Europa neue Wachstumsfelder entstehen. Schon seit Jahren seien Unternehmen aus der industriellen Bildverarbeitung z.B. in den Bereichen der Medizintechnik, der Pharmazie, der intelligenten Transportsysteme (IST) oder der Verkehrstechnik unterwegs. Dort ließen sich aufgrund der erheblichen Nachholbedarfe sehr wohl noch zweistellige Wachstumsraten erzielen.

Dietmar Ley teilte diese Einschätzung. Die Durchsetzung der industriellen Anwendungen mit Bildverarbeitung sei inzwischen sehr gut. Bei den Fabrikanwendungen sei ein Wachstum von 5 bis 7% auch weiterhin möglich. Es werde aber darauf ankommen, die Bedarfe für Anwendungen in benachbarten Branchen stärker zu identifizieren. Hier nannte er beispielhaft auch Entertainmentanwendungen, Rehabilitationsanwendungen oder Retailanwendungen. Es gäbe eine ganze Anzahl von Volumenanwendungen, die sehr viel dichter am Endkunden stattfinden und in welche sich die Bildverarbeitungs-Branche heutiger Prägung in den kommenden Jahren hineinentwickeln könne. Er strich heraus, dass der VDMA dies aufzeigen wolle und seine Mitglieder auch darin unterstützen werde, diese neuen Möglichkeiten entschlossen zu nutzen.
Möglicherweise werde es in Zukunft eine Mixtur aus etablierten Unternehmen geben, die diese Möglichkeiten erkennen und nutzen wollen, und es werden Neugründungen hinzukommen, die von vornherein auf diese nicht traditionellen Anwendungen fokussieren, um in möglicherweise neu entstehenden Märkten starke Marktanteile aufzubauen.

Heiko Frohn lenkte die Aufmerksamkeit noch auf eine andere wichtige Entwicklung. In der Vergangenheit lag der Fokus beim Einsatz der Bildverarbeitung vielfach darauf, das Gute vom Schlechten zu trennen und damit eigentlich Wertschöpfung eher zu vermindern als welche zu schaffen. So war relativ bald zu erkennen, dass es auch prozessstabilisierender Lösungen bedurfte, die sich mit der Bildverarbeitung realisieren ließen. Die heute eingesetzte Bildverarbeitung liefert dafür eine große Menge an Sekundärinformationen, die für die Prozessoptimierung genutzt werden können. Diese Erkenntnis findet immer mehr Berücksichtigung innerhalb der Produktionsprozesse. Nicht aufgrund der Gut-Schlecht-Fragestellungen, sondern eher auf Basis der maßlichen Fragestellungen, die man nebenher erfasst, lässt sich eine Prozessführung unterstützen, indem Rückkopplungsschleifen geschlossen werden, um weniger Ausschuss zu produzieren.

Die insgesamt positive Einschätzung der europäischen Marktsituation durch die anwesenden Experten wurde durch (weiter) über Video eingespielte Statements europäischer Branchenvertreter ergänzt

Nach der Situation in Europa befragt, betonte Mark Williamson, Director - Corporate Market Development von Stemmer Imaging UK, dass das überdurchschnittliche Wachstum der Bildverarbeitung von der Notwendigkeit höherer Effizienz getrieben wird. Er erwartet, dass sich dieser Trend mit Wachstumsraten von über 10% noch verstärken wird. Den Schlüssel zur zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit durch niedrige Kosten und hohe Effizienz sieht er in der Automatisierung.

Donato Montanari, Machine Vision Business Unit General Manager, Datalogic Automation, Italien, sieht im Qualitätsbewusstsein der Verbraucher einen wichtigen europäischen Aspekt. Unternehmen wollen ihre Produkte immer besser kontrollieren. Das treibt die Bildverarbeitung voran. Dieser Qualitätsanspruch bewirkt auch, dass nicht nur Firmen, die direkt mit dem Verbraucher zu tun haben, sondern auch die Zulieferunternehmen Kontrollen in ihren Fließbändern einrichten müssen, denn die Rückverfolgbarkeit von Produkten und Zulieferern wird eindeutig zum Schlüsselfaktor.

USA

In den USA ist derzeit von einer Welle der „Re-Industrialisierung" die Rede. Interessant ist daher die Frage, was dies genau für die Industrielle Bildverarbeitung bedeutet und in welchen Branchen das größte Wachstumspotential in Nordamerika erwartet wird.
Alle drei anwesenden Experten waren sich in der Einschätzung einig, dass in den USA die Bereiche der nicht-industriellen Anwendungen die wichtigsten seien. Man gehe davon aus, dass in den USA sehr große Potentiale nicht in den Massenfertigungsindustrien schlummern, dafür insbesondere im Bereich der Laborautomation und den Life Sciences.

Heiko Frohn ergänzte aus seiner Erfahrung, dass man zurzeit gerade in den nicht-produktionstechnischen Bereichen aktiv sei. Es entwickelten sich auch andere nicht-industrielle Märkte in den USA, wie etwa im Verkehrsbereich. Dieser sei aus seiner Sicht deutlich attraktiver als der produktionstechnische Bereich.

Über Videoeinspielungen erklärten dann Experten aus den USA die Marksituation aus der direkten Perspektive vor Ort.

Jeff Burnstein, President Association for Advancing Automation (A3) und President Automated Imaging Association (AIA), USA, erwartet aufgrund dieser Re-Industrialisierung eine überwältigende Zukunft für die Bildverarbeitung in der Industrieproduktion. Wichtige Anwendungsfelder außerhalb der Fabriken sieht er in Bereichen wie Life Sciences, medizinische Bildverarbeitung und Überwachung.

Mike Cyros, CCO Allied Vision Technologies, USA, nennt zwei Schlüsselfaktoren, welche die Re-Industrialisierung im nordamerikanischen Markt vorantreiben. Zum einen das „Re-shoring", also die Rückkehr von Arbeit und Industriebeschäftigung in die USA aufgrund der höheren Qualität der Industrieproduktion. Zum anderen das gleichzeitige Wiedererstarken der Automobilindustrie. Auch in nicht-traditionellen Einsatzgebieten der Bildverarbeitung erwartet er Wachstum, z.B. in der Automatisierung von Sportstadien, Bildverarbeitung im Freien, in der digitalen Kartografie, in der intelligenten Verkehrstechnik wie auch in High-end und Überwachungsanwendungen.

Die Re-Industrialisierung der USA ist auch für Greg Hollows, Director of Machine Vision Solutions, Edmund Optics, USA, ein Wachstumstreiber. Er sieht große Chancen durch Fortschritte in der Automatisierungstechnik. Interessant ist auch, dass die sich ständig weiter entwickelnde Automatisierungstechnik immer kostengünstiger wird. In Bereichen der Life Sciences ließe sich so mit weniger Kosten mehr als bisher erreichen. Das verbessert die Lebensqualität und schafft neue Arbeitsplätze in diesem Markt.

Asien

In Asien sieht die Situation gänzlich anders aus als auf dem europäischen und nordamerikanischen Kontinent. Hier steht die Frage nach dem zukünftigen Bedarf an Automatisierungstechnik und damit auch an Industrielle Bildverarbeitung (in Asien) im Vordergrund.

Einen weiteren Faktor für die Marktentwicklung sahen die CEOs in der stark wachsenden Bevölkerung und den damit zusammenhängenden Wachstumsraten der Binnenmärkte. Die asiatischen Märkte seien wegen der dort neu stattfindenden Industrieansiedlungen interessant, wie sie etwa in Vietnam, Indonesien, den Philippinen oder Malaysia zu beobachten sind. Das sind Industrien, die etwa in China nicht mehr zu den erforderlichen Lohnkosten produzieren können. Dennoch bleibe China für die deutsche und europäische Industrie ein interessanter Markt, weil dort die Automatisierung der Massenproduktion weiter fortschreiten werde.
Eine weitere Besonderheit des asiatischen Marktes beschrieb Heiko Frohn. Das klassische Geschäftsmodell für Lösungen, die direkt auf einen Kunden zugeschnitten sind und bei denen der Kunde das Anforderungsprofil liefert und der Anbieter eine made-to-measure-Lösung erstellt, funktioniere in Asien nicht. Der Markt dort erwarte eine fertige Lösung in Form eines Produktes und den Service dazu. Die geforderten Leistungsmerkmale müssten denen für den europäischen Markt entsprechen, aber die „Zahl der Knöpfe" solle geringer sein. Die Bedienerfreundlichkeit müsse also deutlich höher sein. Für Systemanbieter sei das schwierig. Komponentenanbieter hätten es da leichter.

Die Videoeinspielungen aus Asien beschrieben dann abschließend die Sicht der Branchenexperten aus Südkorea, Japan und China.
Nach Einschätzung von Sungho Huh, Director of Technical Marketing, Envision und Board Member Korea Machine Vision Industrial Association (KMVIA), Süd Korea, sind die asiatischen Länder wegen der steigenden Lohnkosten nicht mehr so attraktiv für arbeitsintensive Industriesektoren. Viele Hersteller möchten daher ihr Preis-Leistungs-Verhältnis wie auch die Qualitätskontrolle verbessern. Deshalb versuchen sie, mehr Robotersysteme und Bildverarbeitungstechnologie einzusetzen.
Auch Sachio Kiura, Director & Secretary-General der Japan Industrial Imaging Association (JIIA), sieht einen hohen Bedarf an Automatisierung in Japan und den asiatischen Ländern. Das Wachstumspotential für Japan macht er an den zahlreichen technologischen Innovationen in der Automobilindustrie und auch an den neuen Fernsehstandards 4k bzw. 8k fest. Eine besondere Entwicklung gibt es in China: Dort steigen die Lohnkosten rapide an und durch die Ein-Kind-Politik nimmt die Arbeitsbevölkerung ab.

Nach einem guten Jahr 2013 mit fast 20% Wachstum für die Bildverarbeitung in China erwartet Isabel Yang, Gründerin und General Manager von Luster Light Tech, China, auch für 2014 einen gesunden Zuwachs von 20% Für die kommenden fünf Jahre rechnet sie mit einem anhaltend positiven Trend von 20 bis 25% Plus pro Jahr.

Für Eric Chen, Oversea Marketing Supervisor von OPT Machine Vision Tech, China, wird der Automatisierungsbdarf in China in den kommenden Jahren u. a. auch durch Anwendungen jenseits der Halbleiter-, Automobil- und Elektronikfertigung weiter zunehmen.
Auch Hersem Yang, General Manager von Azure Photonics, China, sieht einen klaren Zusammenhang zwischen dem schnell wachsenden Bildverarbeitungsmarkt und dem Bedarf an Automatisierung in den kommenden Jahren. Für ihn sind ebenfalls die jährlich steigenden Lohnkosten ein bedeutender Faktor, denn immer mehr Unternehmen installieren Automatisierungssysteme, um die Produktionskosten zu senken.

www.messe-stuttgart.de/vision
http://ibv.vdma.org

 

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